Mittwoch, 3. Juni 2009

Vom Lochen und Sieben

Johann König ist ein begnadeter Komiker und Dichter. Eines seiner genialsten Gedichte ist meiner Meinung nach folgendes:

Als ich ein kleiner Junge war,
war alles einfach wunderbar.
Ich saß im Sand mit meinem Sieb
und folgte meinem Forschertrieb.
Ich siebte und siebte und siebte,
weil ich das Sieben so liebte.

Später dann, vielleicht mit acht
hab ich anderes gemacht.
Ich hatte Locher und Papier
und wusste: Das genügte mir.
Ich lochte und lochte und lochte,
weil ich das Lochen so mochte.

Unter tausenden von Geschenken
war auch irgendwann das Denken.
Und da lag ich nächtelang
und hatte diesen bösen Zwang:
Ich dachte und dachte und dachte,
obwohl es mich wahnsinnig machte.

Heut versuch ich mich vom Denken
so gut wie möglich abzulenken.
Doch meistens klappt das überhaupt nicht,
und sogar das Reimen fällt mir schwer.
So schwer, so schwer, so schwer, so schwer.
Wenn doch das Reimen so nicht wär.

Ach wär doch alles geblieben
wie damals beim Lochen und Sieben.
Dann wär auf die Frage "Wo bist'n?"
heut die Antwort: "Im Heim für Autisten."

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